{"id":2169,"date":"2012-01-31T00:08:50","date_gmt":"2012-01-30T22:08:50","guid":{"rendered":"http:\/\/karlsruhe.gegen-stuttgart-21.de\/?p=2169"},"modified":"2012-01-31T00:22:52","modified_gmt":"2012-01-30T22:22:52","slug":"sudflugel-abriss-und-109-montagsdemo","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/karlsruhe.gegen-stuttgart-21.de\/2012\/01\/sudflugel-abriss-und-109-montagsdemo\/","title":{"rendered":"S\u00fcdfl\u00fcgel-Abriss und 109. Montagsdemo"},"content":{"rendered":"<p>Heute, am 30.01.2012, fand erneut ein trauriges Kapitel im Zuge der S21-Farce statt: die Bahn hat die ersten Steine des S\u00fcdfl\u00fcgels angeknabbert und die Zerst\u00f6rung begonnen, ohne dass es daf\u00fcr eine Notwendigket oder gar zeitliche Zw\u00e4nge g\u00e4be.<\/p>\n<p>Dagegen waren die ganze Nacht bis zu 500 Menschen am S\u00fcdfl\u00fcgel versammelt und haben ein deutliches Zeichen gesetzt. Abends dann fand die inzwischen 109. Montagsdemo gegen dieses uns\u00e4gliche Projekt statt, und es kamen um die 5.000 Leute zu einer imposanten und beeindruckenden Demo zusammen.<\/p>\n<p>Was uns in den n\u00e4chsten Tagen und Wochen bl\u00fcht vermag man sich kaum auszumalen. Augemachtes Ziel der Bahn scheint es schlicht zu sein, m\u00f6glichst viel verbrannte Erde zu hinterlassen. Denn wirklich bauen kann sie nicht, daf\u00fcr fehlen ihr nicht nur Genehmigungen, sonder sogar die Auftragnehmer, die das umsetzen w\u00f6llten!<\/p>\n<p>Die Rede von Pfarrerin Guntrun M\u00fcller-En\u00dflin hat meiner Meinung nach das aktuelle Stimmungs- und Gef\u00fchlsbild mehr als auf den Punkt gebracht, von daher hier das Video und die Abschrift, wie sie bei <a href=\"http:\/\/www.bei-abriss-aufstand.de\/2012\/01\/30\/rede-von-guntrun-muller-enslin-bei-der-109-montagsdemo\/#more-28032\" target=\"_blank\">www.bei-abriss-aufstand.de<\/a> zu finden ist:<\/p>\n<p><iframe src=\"http:\/\/www.youtube.com\/embed\/CJ1hKs8pRmM\" frameborder=\"0\" width=\"560\" height=\"315\"><\/iframe><\/p>\n<p><em>Liebe Freundinnen und Freunde,<\/em><\/p>\n<p><em>es ist Ende Januar, die Narren holen ihr H\u00e4s aus dem Schrank und auch in der Politik ist Narrenzeit.<\/em><\/p>\n<p><em>Am S\u00fcdfl\u00fcgel wird seit heute Mittag denkmalgesch\u00fctzte Bausubstanz zerst\u00f6rt; die noch gr\u00f6\u00dfere Untat der Schlossgartenrodung steht kurz bevor. Das was zwei Weltkriege, was Notzeiten mit Holzknappheit und was selbst der G\u00f6tzendienst am grotesken Ideal der autogerechten Stadt in den 50er Jahren nicht vermocht haben, das soll nun ohne Not vollzogen werden in einer Zeit, in der bereits ein Umdenken in Sachen Umwelt und Naturschutz eingetreten ist und selbst die CDU die \u00d6kologie als Thema f\u00fcr sich entdeckt hat.<\/em><\/p>\n<p><em>Als sei das der Tollheit noch nicht genug, so wird diese Narrenposse ausgerechnet von einer Regierung durchgesetzt, die sich behutsamen Umgang mit Ressourcen, gezielte Investitionen in erneuerbare Energien, \u00d6kologie, Bildung und Soziales in ihr gr\u00fcnes Programm mit der netten gelben Sonne geschrieben hat. N\u00e4rrischer geht\u2019s nicht. Nur schade \u2013 das Lachen bleibt uns dabei im Hals stecken.<\/em><\/p>\n<p><em>Denn unser Schlossgarten mit seinen prachtvollen mehrhundertj\u00e4hrigen Riesen, den Platanen, Kastanien, Robinien, Eichen, Buchen und der Blutbuche, dieser Schlossgarten ist etwas vom Sch\u00f6nsten und Wertvollsten, was wir in Stuttgart haben. Es blutet einem das Herz angesichts der offenbar durch nichts mehr aufzuhaltenden finalen Barbarei inmitten unserer Stadt. Wer sich in unserer gnadenlosen Wettbewerbsgesellschaft auch nur einen Rest Menschlichkeit und Respekt vor unserem Kosmos und seinen Gesch\u00f6pfen bewahrt hat, der blickt fassungslos auf die eiskalte schamlose Gesch\u00e4ftsm\u00e4\u00dfigkeit, mit der die Projektinitiatoren das R\u00e4derwerk zum Vollzug dieses Naturfrevels ablaufen lassen, so als ginge es nicht um jahrhundertealtes Gewachsenes, mit dessen Zerst\u00f6rung wir uns selber die Lebensader durchtrennen. Skandal\u00f6s ist es, dass es m\u00f6glich sein soll, die Instrumente unserer Demokratie zur Durchsetzung einer solchen bodenlosen Dummheit zu missbrauchen. Wie ist es um die Tauglichkeit eines Rechtsstaats zum Wohl der Menschen bestellt, wenn man zulassen muss, dass einem kollektiven Organismus, zu dem man selber geh\u00f6rt, die Lunge herausgeschnitten wird, nur weil ein Teil unserer Bev\u00f6lkerung sich daf\u00fcr ausgesprochen hat, in Zukunft ohne Lunge leben zu wollen? Der Kahlschlag an jenem traurigsten aller Tage wird denn auch vollumf\u00e4nglich sein und in unserer Stadt weit mehr zerst\u00f6ren als den intakten Schlossgarten.<\/em><\/p>\n<p><em>Nach Wochen gespenstischen Schweigens vonseiten unserer gew\u00e4hlten Regierungsvertreter zu all dem, was hier seine Schatten voraus wirft, erreichte uns gestern eine Antwort von Ministerpr\u00e4sident Kretschmann auf einen kurz nach Weihnachten geschriebenen offenen Brief aus unseren Reihen.<\/em><\/p>\n<p><em>Nach dem Lesen dieser Antwort des Ministerpr\u00e4sidenten habe dr\u00e4ngt sich der ebenso niederschmetternde wie alarmierende Eindruck auf: Hier setzt jemand einen so genannten Mehrheitsentscheid absolut, sei er auch noch so offensichtlich zum irreparablen Schaden einer Bev\u00f6lkerung. Begriffe wie Wahrheit und L\u00fcge werden zur Beliebigkeit weichgesp\u00fclt und als Folge davon werden alle vern\u00fcnftigen und stichhaltigen Sachargumente gegen Stuttgart 21 zum Ausverkauf freigegeben. Da kann man nur noch sagen: Eine solche Denke ist die sichere Einbahnstra\u00dfe, auf der wir unseren Planeten auf dem k\u00fcrzesten Weg vollends an die Wand fahren \u2013 alles sch\u00f6n buchstabendemokratisch legitimiert, damit es auch seine Ordnung hat \u2013 und Sie, Herr Kretschmann, haben dazu beigetragen.<\/em><\/p>\n<p><em>Wir Gegner von Stuttgart 21 sagen: Es ist verheerend und absolut unzul\u00e4ssig, wenn man zugleich mit dem Ausgang des Volksentscheids sein Gewissen mitsamt dem gesunden Menschenverstand wie einen alten Hut an den Nagel h\u00e4ngt.<\/em><\/p>\n<p><em>Ich wei\u00df nicht, ob sich unsere Regierung vorstellen kann, was in Stuttgart los sein wird, wenn der Park angetastet wird. Die Menschen werden sich niemals mit der Verst\u00fcmmelung im Herzen ihrer Stadt abfinden. Die F\u00e4llungen werden bei den Mitstreitern gegen S21 eine offene Wunde hinterlassen, und die mit Billigung unserer gr\u00fcnen Landesregierung begangene Untat wird niemals verziehen und vergessen werden. Wir sagen Ihnen voraus: Der Makel der Schlossgartenrodung wird f\u00fcr alle Zeit nicht nur an Ihrer gr\u00fcnen Partei, sondern insbesondere an der Person und dem Namen von Ihnen, Herr Ministerpr\u00e4sident Kretschmann, kleben bleiben. Er wird da kleben bleiben wie Pech und sehr zum Wohlgefallen der Projektinitiatoren, die Ihnen den Schwarzen Peter zuschieben konnten, noch dazu mit dem f\u00fcr sie angenehmen Nebeneffekt, die Bewegung der Obenbleiber und die GR\u00dcNE Landesregierung zu spalten und gegeneinander auszuspielen. Aber auch der Schaden f\u00fcr Ihre eigene Partei wird betr\u00e4chtlich sein. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, dass sich eine Partei, die bei der erstbesten Belastungsprobe ihre Inhalte \u00fcber Bord kippt und sich zum Papiertiger degradiert, in Zukunft keinen Fu\u00df mehr auf den Boden bekommen wird. Und ich wette, auch das machtpolitische Kalk\u00fcl von Frau K\u00fcnast in Berlin, die auf eine gr\u00fcnrote Koalition auf Bundesebene im Wahljahr 2013 schielt, wenn nur hier in Baden-W\u00fcrttemberg die Koalition h\u00e4lt, wird nicht aufgehen.<\/em><\/p>\n<p><em>Die Appelle an unsere Regierung haben in diesen Tagen inflation\u00e4re Ausma\u00dfe angenommen. Trotz der Bef\u00fcrchtung, dass sie ungeh\u00f6rt verhallen, weigere ich mich derzeit noch, alle Hoffnung fahren zu lassen. Und appelliere somit noch einmal an die Adresse der gr\u00fcnen Fraktion und des Ministerpr\u00e4sidenten: Machen Sie sich nicht mit dem Schlossgarten-Kahlschlag die Finger schmutzig! Machen Sie sich nicht zu Handlangern der Betreiber- und Bef\u00fcrworterseite! Diese wollen Sie nur zu gern in der Rolle der Exekutoren jenes miesesten aller Jobs im Vorfeld ihres Bauvorhabens sehen. Trauen Sie sich, aus dem perfiden Spiel eines machtbesessenen Konzerns auszusteigen, der mit der Egozentrik eines au\u00dfer Rand und Band geratenen Kinderzimmertyrannen um sich schl\u00e4gt. Ihnen wird am Ende nur die zweifelhafte Ehre bleiben, die Scherben zusammenzufegen, wenn alles kaputt ist.<\/em><\/p>\n<p><em>Bauen Sie nicht darauf, dass der Protest der Obenbleiber aufh\u00f6ren wird und Sie als Regierungskoalition Ruhe bekommen, wenn im Schlossgarten erst die B\u00e4ume geopfert sind. Bewegungen wie die unsere finden nur aus einem einzigen Grund ein vorzeitiges Ende: dann n\u00e4mlich, wenn offenbar wird und man zugeben muss, dass man sich in der Sachlage get\u00e4uscht hat. Das aber ist bei uns absolut nicht der Fall. Uns macht jeder Tag sicherer, dass wir uns nicht t\u00e4uschen. Jeder Tag bringt uns aufs Neue die Best\u00e4tigung, dass Stuttgart 21 ein miserabel geplantes Projekt von lausiger Qualit\u00e4t ist mit einem Rattenschwanz von Fehlern und M\u00e4ngeln, der kein Ende nimmt. Wenn Sie also meinen, die Schaffung unumkehrbarer Tatsachen werde unseren Widerstand schon zum Erl\u00f6schen bringen, dann kennen Sie uns schlecht.<\/em><\/p>\n<p><em>Das Gegenteil wird der Fall sein. Die Schlossgartenrodung wird der Paukenschlag sein, der unsere Bewegung noch enger zusammenschwei\u00dft. Verlassen Sie sich darauf: Sie werden uns nicht los, es sei denn, das Projekt stirbt, und dieses Projekt wird sterben. Bis dahin sagen wir weiter: Wir bleiben mutig, wir bleiben zusammen, wir bleiben oben!<\/em><\/p>\n<p><strong>Quelle: <a href=\"http:\/\/www.bei-abriss-aufstand.de\/2012\/01\/30\/rede-von-guntrun-muller-enslin-bei-der-109-montagsdemo\/#more-28032\" target=\"_blank\">www.bei-abriss-aufstand.de<\/a> (Rede von Guntrun M\u00fcller-En\u00dflin auf der 109. Montagsdemo am 30.01.2012)<\/strong><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"<p>Heute, am 30.01.2012, fand erneut ein trauriges Kapitel im Zuge der S21-Farce statt: die Bahn hat die ersten Steine des S\u00fcdfl\u00fcgels angeknabbert und die Zerst\u00f6rung begonnen, ohne dass es daf\u00fcr eine Notwendigket oder gar zeitliche Zw\u00e4nge g\u00e4be. 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