Kurzbericht von Felix Schmidt-Eisenlohr über das Ende einen wunderbaren Widerstandstages.
Am heutigen Samstag, den 30. Oktober 2010 durften wir an einem wunderschönen Spätherbsttag bei sehr milden Temperaturen einen herrlichen Tag in Stuttgart erleben. Zunächst Besuch des herbstlichen Schlossgartens und Besichtigung der Baustelle der Grundwasser-Entzugs-Zentrale, was auch einen Monat nach dem Schwarzen Donnerstag immer noch ein beklemmendes Gefühl auslöst. Danach Teilnahme an der heute erstklassigen Kundgebung mit hochkarätigen kreativen und intelligenten Beiträgen, dann der beeindruckende Zug durch die Stuttgarter Innenstadt, und schließlich die geniale Aktion von Parkschützern und Robin Wood, die Fläche der Grundwasser-Entzugs-Zentrale wieder aufzuforsten – an Kreativität und Symbolik kaum zu übertreffen, und auch die Polizei hat nach meinem persönlichen Eindruck angemessen reagiert! Also ein herrlichen Demotag!
Dann folgte zum krönenden Abschluss noch die Heimfahrt mit dem IRE 4912 nach Karlsruhe, Abfahrt ab Stuttgart Hbf (Oben) um 18:59. Der Zug ist gut gefüllt, und von welcher Veranstaltung die meisten Fahrgäste kommen, ist anhand von Buttons und durchgestrichenen Ortsschild-Aufklebern auch nicht zu übersehen. Wir finden Platz im Obergeschoss des vordersten Wagens und spontan entwickelt sich die Idee, um 19 Uhr sei natürlich ein Schwabenstreich durchzuführen. Die Idee wird natürlich umgesetzt, lautstark wird während der Fahrt durch das Gleisvorfeld von 10 herunter gezählt um dann mit den sowieso mitgebrachten Utensilien ordentlich zu lärmen. Viele Mitreisende stimmen mit ein, und nach 30 Sekunden ist die wunderbare Aktion dann auch schon wieder vorbei – schließlich sind wir in einem geschlossenen Raum! Eine hervorragende Aktion, man hatte den Eindruck der ganze Wagen machte entweder mit, oder war zumindest wohlwollend!
Schon nach wenigen Augenblicken bekommen wir dann Besuch von der Zugchefin, die uns mit den Worten „Meine lieben Demonstranten! Wenn Sie sich nicht anständig verhalten können, dann halt ich den Zug an und schmeiße Sie alle raus!“ freundlich begrüße. Sie ergänzte auch noch, dass sich andere Fahrgäste gestört fühlen würden und in „Ihrem Zug“ geht so was nicht. Sie hatte dann wohl nicht damit gerechnet, dass gleich mehrere Vierer-Sitzgruppen redegewandt und mit einer gewissen Empörung auf ihren sehr kleinlichen Einsatz für die Ordnung im Zug reagierten. Sie wollte sich auch nicht wirklich beruhigen, als ihr erklärt wurde, dass es ja nun wieder ruhig sei, schließlich war es ja nur ein Schwabenstreich gewesen. Und so recht eine Erklärung gab es von der Dame dann auch nicht dafür, dass zum Beispiel Fussballfans und Wasen-Heimkehrer in den Zügen der Deutschen Bahn tun und lassen können was sie wollen und ein Chaos hinterlassen, ohne dass jemand eingreift, aber eine kurze Aktion ein solches Einschreiten erfordert. Schön und gut, irgendwann zog sie dann ab und wir durften auch oben sitzen bleiben – na immerhin!
So war es dann auch ihrem Kollegen Herrn J. überlassen, unsere Fahrkarten zu kontrollieren, seine „Chefin“ ward nicht mehr gesehn. Er war fröhlich, gut gelaunt, hatte Humor und lies sich auch erklären, was denn nun ein Schwabenstreich sei, er hatte davon noch nicht gehört. Na also, geht doch! Verständlicherweise lehnte er den schönen „Oben bleiben“ Button dann doch dankend ab, den wir ihm schenken wollten – schließlich wolle er ja auch morgen noch einen Job haben! 🙂
Also, war ein schöner und kreativer Protesttag mit Euch allen! In diesem Sinne: Oben Bleiben! Kopfbahnhof!
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Das ist ja urig!!! Weiter so!
Danke Felix,
Ja, das war schön und Du hast die Situation im Zug sehr gut nacherzählt.
Möglicherweise kann man in dieser Aktion auch einen ‚Prototyp‘ gemäß der Diktion von Heiner Geißler sehen… 😉
Beste Grüße, Jo
Morgens einen Schwabenstreich in Bretten, nachmittags eine starke Demo in Stuttgart.
Ein genialer Demo Abschluss im Schlossgarten und zur Krönung dann ein Schwabenstreich im IRE mit Rausschmiss Androhung.
Oh altes Berufsdemonstrantenherz was willst du mehr?
Ein schöner Tag.
Oben bleiben
Das ist ja eine dolle Geschichte. Schade, dass ich im Zug nicht dabei war!!!
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